Achtung (+) Toleranz

Wege demokratischer Konfliktregelung
Susanne Ulrich
unter Mitarbeit von:
Jürgen Heckel,
Eva Oswald,
Stefan Rappenglück,
Florian M. Wenzel

Verlag Bertelsmann Stiftung
Gütersloh 2005

Vorwort

Das Bild, das wir uns von anderen machen, beruht überwiegend auf stillschweigenden Annahmen. Wir interpretieren, wie das, was der andere gerade gesagt hat, wohl gemeint sein könnte. Das geschieht zumeist völlig unüberprüft. Für die Einordnung von Menschen und bestimmten Situationen haben wir Schablonen angelegt, an denen wir uns orientieren. Denken in Alternativen und Wahrnehmung anderer Perspektiven und Sichtweisen werden von unseren stillschweigenden Annahmen verdrängt. Solche unreflektierten Annahmen sind die Wegbereiter für Vorurteile, die – hat man sie sich erst einmal angeeignet – nur sehr schwer wieder abzubauen sind.

Der achtsame Gebrauch und die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Facetten von Interpretationen bilden die Basis für das vorliegende Trainingsprogramm „ACHTUNG (+) TOLERANZ, Wege demokratischer Konfliktregelung“. Es wurde in zahlreichen Testseminaren mit unterschiedlichen Zielgruppen entwickelt und wendet sich als ideenreicher Materialienschatz an Multiplikatoren und Trainer in der politischen und interkulturellen Bildung. Das Programm hat zwei Schwerpunkte: zum einen die intensive Auseinandersetzung mit dem schwierigen Begriff Toleranz, zum anderen das Vermitteln kommunikationspsychologischer Grundlagen und Techniken für eine partnerschaftliche Kommunikation in Konfliktsituationen. Vor diesem Hintergrund wird die doppelte Bedeutung des Programmtitels erkennbar: Toleranz kann es ohne gegenseitige Achtung im Sinne von Anerkennung und Respekt nicht geben; aber auch der Begriff Toleranz selbst verdient als Richtschnur für unser Denken und Handeln verstärkt Be-Achtung.

ACHTUNG (+) TOLERANZ ist das dritte Trainingsprogramm, das im Kooperationsprojekt „Erziehung zu Demokratie und Toleranz“ der Bertelsmann Stiftung und der Bertelsmann Forschungsgruppe Politik am Centrum für angewandte Politikforschung der Universität München veröffentlicht wurde. Mit dieser Gemeinschaftsinitiative möchten sich die beiden Projektpartner an der Gestaltung einer Gesellschaft beteiligen, in der friedliches Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen Wertvorstellungen, Identitäten und kulturellen Lebensentwürfen möglich ist. Eine Bildung, die dieses Ziel erreichen will, muss Demokratie und Toleranz „erlebbar“ machen. Voraussetzung für die Verbreitung kreativer Ideen und Konzepte zur Demokratie- und Toleranzerziehung ist die Aus- und Weiterbildung von Multiplikatoren. Eine politische Bildung, die ihr pädagogisches Personal zu überzeugten Anwälten für demokratische Grundwerte qualifiziert, übernimmt eine Schrittmacher-Funktion für die Schaffung einer wirklich demokratischen und toleranten Gesellschaft.

Ich möchte der Autorin von ACHTUNG (+) TOLERANZ, Susanne Ulrich, ganz herzlich für die Entwicklung und Erprobung des Konzeptes und das Verfassen des praxisorientierten Trainingshandbuches danken. Mein Dank gilt auch Jürgen Heckel, Eva Oswald, Stefan Rappenglück und Florian M. Wenzel für die engagierte Mitarbeit am Manuskript und bei der Erprobung und Evaluation der Seminarbausteine. Allen, die mit dem Programm arbeiten – ob in der Schule, in der Jugend- oder Erwachsenenbildung – danke ich für ihre Unterstützung, den Gedanken der Toleranz weiterzutragen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Weidenfeld

Mitglied des Vorstandes der Bertelsmann Stiftung,
Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung (C-A-P)
an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Inhalt

Vorwort. 9
Einleitung. 11
ACHTUNG (+) TOLERANZ
Wege demokratischer Konfliktregelung. 15
Wegweiser durch den Praxisteil. 23
CD-ROM-Bedienungsanleitung. 25
Kapitel I: Seminarbeginn. 27
Übung 1: Wort-Bild-Puzzle. 31
Übung 2: So siehst Du aus! 35
Übung 3: Vorlieben und Abneigungen. 38
Übung 4: Die Bärenvorstellungsrunde. 41
Übung 5: Die Geschichte meines Namens. 45
Übung 6: Postkarte aus der Heimat. 47
Kapitel II: Achtung und Toleranz. 49
Übung 1: Achtung! Achtung! 52
Übung 2: „Toleranz ist für mich…“. 55
Übung 3: Achtung Toleranzkunst! 60
Übung 4: Der ideale tolerante Mensch. 62
Übung 5: Das Toleranznetz. 64
Übung 6: Das Toleranzbarometer. 66
Übung 7: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. 70
Übung 8: 2 + 2 = 5 !? 73
Übung 9: Eine Rose ist eine Rose. 77
Übung 10: Achtung! Das ist Toleranz! 80
Leitfaden zur Präsentation des Toleranzschemas:. 83
Teil 1 – Toleranzkriterien. 83
Teil 2 – Toleranzampel. 90
Übung 11: Keine Toleranz der Intoleranz! – Der Schwarzfahrer. 98
Kapitel III: Stillschweigende Annahmen und Vorurteile. 105
Übung 1: Kurzfilme. 111
Übung 2: Typisch deutsch – was ist das? 115
Übung 3: Sprachbilder und Bildersprache. 119
Übung 4: Die kulturelle Brille – Besuch auf der Insel Albatros. 125
Übung 5: Zwischen den Kulturen. 129
Kapitel IV: Partnerschaftliche Kommunikation. 133
Übung 1: Gesagt – gehört – gemalt. 138
Übung 2: Aus gut unterrichteten Kreisen verlautet. 141
Übung 3: Kommunikation. 145
Teil 1: Brücken bauen. 147
Teil 2: Die innere Landkarte. 149
Hintergrund-Informationen zum Vortrag    „Kommunikation“ (Teil 1: „Brücken bauen“). 151
Hintergrund-Informationen zum Vortrag    „Kommunikation“ (Teil 2: „Die innere Landkarte“ ). 163
Übung 4: Partnerschaftlicher Dialog. 169
Teil 1: Hilfreiches Zuhören. 170
Teil 2: Notwendige Konfrontation. 172
Hintergrund-Informationen zum Vortrag    „Partnerschaftlicher Dialog“ (Teil 1+2). 174
Übung 5: Gegensätze ziehen sich an. 186
Übung 6: Gruppendynamisches Gespräch. 189
Kapitel V: Demokratie und Toleranz. 193
Planspiel Bürgerversammlung. 200
Variante 1: Ein Minarett in Marienstein? 201
Variante 2: Eine Gedenkstätte in Marienstein? 202
Kapitel VI: Seminarabschluss. 211
Übung 1: Der normale Mensch. 214
Übung 2: Was bleibt? 216
Übung 3: Schöne Grüße aus. 219
Übung 4: Die Seminarzielscheibe. 221
Kapitel VII: Zusatzübungen. 223
Übung 1: Bitte-Danke-Ball. 225
Übung 2: Gesten leihen. 227
Übung 3: Shake Hands! – Begrüßungsrituale. 229
Übung 4: Spieglein, Spieglein an der Wand. 231
Übung 5: Achtung! Abstand halten! 233
Übung 6: Ganz stille Post. 235
Übung 7: So gesehen…- Perspektivenwechsel. 237
Übung 8: Hasentennis. 241
Übung 9: Rette sich, wer kann! – Das Eisschollen-Spiel. 244
Übung 10: Schuhe binden. 247
Übung 11: Beschreiben – empfinden – schlussfolgern. 248
Übung 12: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. 251
Übung 13: Gruppeneinteilungen. 253
Übung 14: Nachdenklich – überrascht – merk(-)würdig. 257
Anhang
Drei – Zwei – Eins – Modellseminare. 259
Evaluationsfragebogen zur Einschätzung des ACHTUNG (+) TOLERANZ-Konzeptes.